Dialogisch zusammen arbeiten
Zusammenarbeit kann beflügeln, sie kann aber auch zu innerer Kündigung führen. Fast jeder kennt den Spruch: „Menschen kommen zum Unternehmen und gehen wegen ihrer Vorgesetzten.“ Führung hat sich gewandelt. Heute reicht es nicht mehr aus ein Führungsseminar zu besuchen, sondern es braucht kontinuierliches Lernen und reflektieren in der Führungsarbeit.
In unserer immer komplexer werdenden Arbeitswelt ist gute Zusammenarbeit unverzichtbar. Herausforderungen lassen sich oft nicht mehr allein bewältigen. Um Lösungen zu finden, braucht es gemeinschaftliche Denk- und Arbeitsprozesse und die Zusammenarbeit über Abteilungen hinweg. Unterschiedliche Sichtweisen, Arbeitsweisen und Werte treffen aufeinander – und das kann schnell zu Spannungen führen.
Dialogische Kultur ist der Schlüssel
Der Dialog ist ein natürliches Verfahren, das nicht nur die Kommunikation, sondern auch die sozialen Prozesse berücksichtigt. Die dialogische Kultur schafft eine offene Kommunikationskultur, die Raum für Veränderung lässt und Widerstände überwindet. Mitarbeiter werden befähigt aus eigener Einsicht zu handeln. Die Eigenständigkeit jedes Einzelnen wird gestärkt und so entsteht im Miteinander geistige Produktivität, Kreativität und Innovation. Prozesse werden direkt im Arbeitskontext entwickelt und Aufgaben klar gestaltet, so dass alle Beteiligten den Blick fürs große Ganze gewinnen.
Neugierig geworden?? Lassen Sie uns ins Gespräch kommen und gemeinsam Ihre Zusammenarbeit stärken.
Die Kunst des Dialogs – mehr als das bloße Gespräch
Der Begriff Dialog stammt aus dem Altgriechischen „dialogos“ und bedeutet wörtlich dia „durch“ logos „Wort“. Mit Dialog ist aber nicht nur das Gespräch gemeint, es ist auch eine Art des Miteinander-Umgehens. Im Gespräch kommen wir miteinander in Verbindung und lernen zu verstehen. Wir treten in Beziehung, tauschen uns aus und helfen uns gegenseitig, eigene Einsichten und Initiativen zu entwickeln.
Das „Dialogische“ ist also umfassender, denn es geht auch um die gemeinsamen Suche nach Sinn und Erkenntnis. Das mag zunächst nicht im Zusammenhang mit dem Arbeitsalltag stehen. Gespräche sind jedoch Grundlage allen gemeinsamen Arbeitens, von der individuellen Begegnung zur Entscheidungsfindung über Problemlösungen und Innovationen bis hin zum Konflikt- und Krisenmanagement. Die Qualität dieser Gespräche ist ausschlaggebend für nachhaltigen Erfolg, .
Dialogische Prozesse und Anforderungen
Die Entwicklung von Führung und Zusammenarbeit im wirkungsvollen Miteinander orientiert sich an vier Dialogischen Prozessen. Diese helfen allen Beteiligten zu erkennen und zu verstehen, welchen Einfluss das eigene Handeln auf den Unternehmenserfolg hat und fordern zur eigenen Gestaltung auf. Ziel ist, starre Strukturen oder Verfahrensmuster aufzulösen und gegen dynamische Prozesse zu ersetzen.
- Individuelle Begegnung: Interesse an der Individualität der Menschen statt Rollenverhalten oder Instrumentalisierung des Anderen.
- Transparenz: Eigenständige Urteilsfähigkeit des Einzelnen in der gegebenen Situation statt Machtwissen oder Meinungsdiktatur.
- Beratung: Kreativität und Ideenbildung statt Tradition oder struktureller Vorgaben.
- Entschlusskraft: Tatsächliches Handeln aus Initiative statt Selbstverwirklichungsmentalität oder Beauftragung.
An Führung und Selbstführung stellen sich daher folgende Anforderungen:
- Entwicklung der Persönlichkeit
- angemessener Umgang mit Veränderungen und Komplexität
- Anregung und Entfaltung produktiver Fähigkeiten
- Verbindung von Individualität und Gemeinschaft
„Der Dialog ist eine Chance Neues zu entdecken, keine Garantie Altes zu bewahren.“
David Bohm
Agiles Arbeiten und Dialogkultur
Agile Frameworks wie Scrum, OKRs (Objectives & Key Results) und auch Design Thinking entfalten erst ihre volle Wirkung, wenn echte dynamische Prozesse entstehen. Der Dialog unterstützt eine offene Unternehmenskultur, in der Informationen frei fließen und der Einzelne zu eigenen Einsichten gelangen und dadurch gewinnbringende Entscheidungen im Sinne des Ganzen treffen kann. Mit Hilfe des Dialogs lernen agile Teams gemeinsam zu denken, Ideen zu entwickeln, mit schwierigen, komplexen Themen konstruktiv umzugehen und Haltungen und Denkweisen zu entwickeln die zu mehr Innovationskraft, Flexibilität und Effektivität führen.
Meine Erfahrung mit der dialogischen Führungskultur
Vor über 20 Jahren kam ich als Führungskraft bei dm-drogeriemarkt das erste Mal mit dem Konzept der dialogischen Führungskultur in Kontakt. Seitdem habe ich diesen Ansatz, der am Friedrich von Hardenberg Institut für Kulturwissenschaften in Heidelberg – heute Forschungsstelle Dialogische Kultur – entwickelt wurde, intensiv in meinem Verantwortungsbereich angewendet. Was mich bis heute begeistert, ist, wie durch Dialogische Führung eine unglaubliche Ideenvielfalt entsteht und wie sich das positiv auf das gesamte Unternehmen auswirkt. Wenn Menschen in ihrer Individualität wahrgenommen werden, Verantwortung übernehmen und Eigeninitiative zeigen, arbeiten sie motivierter und tragen mit Freude zum Unternehmenserfolg bei.
Neben den klaren Vorteilen für Zusammenarbeit, Innovationskraft und wirtschaftlichen Erfolg, sehe ich in der dialogischen Führungskultur auch einen wesentlichen Beitrag zu gesundem Arbeiten. Sie fördert nicht nur die mentale und emotionale Gesundheit der Mitarbeiter, sondern schafft ein Umfeld, in dem alle Beteiligten langfristig wachsen können.
Die Verwirklichung des Menschen geschieht im Dialog: in der doppelten Fähigkeit, zu reden und zuzuhören, zu antworten, aber auch darin, sich vom Wort treffen zu lassen. Anders gesagt: Dialog, das meint die Bereitschaft zur Kooperation.
August Heinrich Henckel von Donnersmarck